die Wahlergebnisse der Bundestagswahl 2025 spiegeln gesellschaftliche Debatten und Herausforderungen wider, die nicht nur die Politik, sondern auch die Zivilgesellschaft in den kommenden Jahren begleiten werden. Der Wunsch nach Stabilität, sozialer Sicherheit und einem friedlichen Miteinander ist stark, während zugleich die Sorge über eine zunehmende Gefährdung der Demokratie wächst. Unabhängig von parteipolitischen Entwicklungen bleibt daher eine lebendige und engagierte Zivilgesellschaft ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. Sie ermöglicht den offenen Austausch von Ideen, fördert gesellschaftlichen Zusammenhalt und bietet Raum für Engagement in unterschiedlichen Bereichen.
Vor diesem Hintergrund haben sowohl Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft als auch verschiedene zivilgesellschaftliche Dachverbände in jüngster Zeit deutlich gemacht, dass die Rahmenbedingungen für gemeinnützige Organisationen gestärkt werden müssen. In offenen Briefen und gemeinsamen Statements unterstreichen sie die Bedeutung einer freien und handlungsfähigen Zivilgesellschaft für das demokratische Miteinander.
In dieser Ausgabe des Newsletters widmen wir uns auch weiteren aktuellen Entwicklungen, die sich mit zentralen Fragestellungen befassen wie Hass im Netz oder Rassismus und Gewalt gegen Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Dazu gehören unter anderem der Einsatz von Organisationen für den Schutz demokratischer Räume wie etwa im Umweltbildungsbereich, neue Bildungsangebote zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus an Hochschulen sowie eine Webtalkreihe zum Thema Islamismus. Darüber hinaus stellen wir Publikationen und Veranstaltungen vor, die sich mit demokratischen Prozessen und Herausforderungen befassen – von dem Einfluss der extremen Rechten bis hin zu einem Fachtag zum türkischen Rechtsextremismus. Ab Mitte März finden auch wieder die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt: Gelsenkirchen, Bielefeld und der Kreis Paderborn stellen ihr vielfältiges und umfangreiches Programm dazu als starkes Zeichen gegen Diskriminierung und für eine vielfältige Gesellschaft vor.
Lassen Sie uns weiter im Dialog bleiben.
Herzliche Grüße Ihr Newsletter-Team der LKS
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Dachverbände fordern Schutz der Zivilgesellschaft
Mehrere zivilgesellschaftliche Dachverbände warnen vor zunehmenden Einschränkungen für gemeinnützige Organisationen. In einem gemeinsamen Statement kritisieren sie politische Vorstöße, die deren Arbeit behindern – etwa durch Kürzungen von Fördermitteln oder die Aberkennung der Gemeinnützigkeit. "Anstatt ihre wichtige Rolle in vielen Lebensbereichen anzuerkennen, erleben wir ihre Infragestellung, Vorstöße zur Aberkennung ihres Status der Gemeinnützigkeit, Diffamierung ihrer Arbeit oder deutliche Kürzung von Fördermitteln", heißt es in dem Statement.
Mit fast 30 Millionen engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie 660.000 Organisationen leistet die Zivilgesellschaft einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Verbände fordern die Politik auf, Räume für bürgerschaftliches Engagement zu schützen und auszubauen. Demokratie brauche eine starke Zivilgesellschaft.
Es ist ein gemeinsames Statement von: Deutscher Naturschutzring, Deutscher Bundesjugendring, Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V., Deutscher Olympischer Sportbund, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Deutscher Kulturrat, Deutscher Fundraising Verband und VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen.
Auf dem Portal "Verfassungsblog" wurde ein offener Brief veröffentlicht, der von mehr als 1700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterzeichnet wurde. Der offene Brief kritisiert die Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen (Drucksache 20/15035) als Angriff auf zivilgesellschaftliches Engagement und warnt vor einer Delegitimierung demokratischer Akteure.
Im Text wird kritisiert, dass die Finanzierung und Gemeinnützigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen infrage gestellt und sich dabei eines Narrativs eines „tiefen Staates“ bedient wird. Die Forderung nach politischer Neutralität für NGOs sei verfassungsrechtlich unhaltbar. Staatlich geförderte Organisationen unterlägen keiner Neutralitätspflicht, sondern dürften sich im Rahmen ihrer satzungsgemäßen Ziele politisch äußern. Der Brief warnt vor einer Schwächung der Zivilgesellschaft und fordert die Unabgängigkeit zu respektieren: NGOs dürften sich politisch äußern, ohne pauschale Parteilichkeitsvorwürfe. Wichtig sei die korrekte Auslegung des Neutralitätsgebots: Staatliche Förderung bedeute keine inhaltliche Einflussnahme. Zudem wird eine dauerhafte Finanzierung politischer Bildung und Demokratiearbeit durch Einführung eines Demokratiefödergesetzes gefordert. Der Brief appelliert, sich nicht an der Schwächung der Zivilgesellschaft zu beteiligen, sondern die Demokratie gemeinsam mit allen demokratischen Kräften zu stärken.
Ein weiterer offener Brief an CDU und CSU wurde von über 200 Organisationen und Einzelpersonen verfasst, darunter auch direkt Betroffene. Sie kritisieren, dass die Union ehrenamtliche Initiativen, gemeinnützige Vereine, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen pauschal unter Verdacht stelle. Unterzeichnende sind u.a. Organisationen wie Amnesty International, "Gesicht zeigen!", "Omas gegen Rechts" sowie Gewerkschaften, Sozialverbände, kirchliche Organisationen und Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus.
Initiative gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung im Gesundheitswesen
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium sowie zentrale Akteure des Gesundheitswesens in Nordrhein-Westfalen haben mit einer gemeinsamen Resolution eine Initiative gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung gegenüber allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen gestartet. Unter den Hashtags #RassismusHilftKeinBisschen, #GewaltHilftKeinBisschen, #DiskriminierungHilftKeinBisschen, jeweils als Slogan kombiniert mit der Entgegnung ‚Wir schon!‘ wollen sie öffentlichkeitswirksam auf das Problem von Übergriffen aufmerksam machen und zugleich Solidarität mit allen Beschäftigten im Gesundheitswesen zeigen.
Die Initiative betont die enorme gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen – egal welcher Herkunft und welcher Hautfarbe. Die Slogans verdeutlichen die Rolle der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen als Kümmerer und Helfer in der Not und setzen diese der zerstörerischen Kraft von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt entgegen. Anlass für die Initiative sind Gewaltvorfälle im Gesundheitsbereich sowie Berichte über Rassismus und Diskriminierung.
TED-Talk: Lasst uns Demokratie gegen Hass im Internet verteidigen!
In ihrem Talk bei TEDxMünster beleuchtet Josephine Ballon, Juristin und Geschäftsführerin von HateAid, wie zunehmende digitale Gewalt und die rechenschaftslose Macht sozialer Netzwerke die Demokratie bedrohen. Sie erklärt, wie die Unterstützung Betroffener, Rechtsdurchsetzung und gesellschaftliches Engagement, die Meinungsfreiheit gestärkt und ein offener wieder Diskurs ermöglicht werden kann. Ihr Vortrag wirft die Frage auf, warum wir Gewalt im digitalen Raum anders behandeln als auf der Straße und inspiriert dazu, selbst zum Wegbereiter eines demokratischen und respektvollen Internets zu werden.
Neuerscheinung: Das Deutsche Demokratische Reich
In seinem aktuellen Buch „Das Deutsche Demokratische Reich – Wie die extreme Rechte Geschichte und Demokratie zerstört“ bietet der Historiker Volker Weiß eine tiefgehende und historisch fundierte Zeitdiagnose zur AfD und der extremen Rechten. Scharfsinnig enthüllt er, wie die extreme Rechte von dem Ziel getrieben ist, den westlichen Liberalismus zu überwinden und eine alternative Geschichtsdeutung durchzusetzen. Mit neuen Details und einer Analyse der rechten Gegenerzählungen seziert der Autor die neurechte Szene. Erscheinungstermin: 15.02.2025.
Zum Autor: Dr. phil. Volker Weiß ist Historiker und freier Publizist. Er forscht zu Geschichte und Gegenwart der extremen Rechten in Deutschland sowie zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er war viele Jahre als Fachautor für DIE ZEIT und ZEIT Geschichte, Jungle World, Frankfurter Rundschau, FAZ, Taz, Spiegel-Online tätig und schreibt heute exklusiv für die SZ. Sein Buch "Die autoritäre Revolte. Die neue Rechte und der Untergang des Abendlandes" wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 nominiert.
Neu: Sammelband zu innovativen Entwicklungen der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit
Der Sammelband "Ausstiegs- und Distanzierungsberatung: Innovationen und Impulse der Tertiärprävention im Kontext der (extremen) Rechten", herausgegeben von Alexandra Mehnert und Elisa Fraaß ist aktuell im Wochenschau Verlag erschienen.
Der Sammelband vereint Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, die innovative Ansätze in der zivilgesellschaftlichen Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit beleuchten. Er setzt neue Impulse für Fachkräfte in der Rechtsextremismusprävention und hinterfragt, welche Rolle diese Arbeit für die Gesellschaft spielt – und umgekehrt, welchen Beitrag die Gesellschaft zur Unterstützung dieser Arbeit leisten kann. Auf Basis theoretischer und konzeptioneller Grundlagen der Sozialen Arbeit werden sowohl Entwicklungen innerhalb der (extremen) Rechten als auch innerhalb relevanter Bezugsdisziplinen analysiert. Diese Erkenntnisse fließen in praxisnahe Anregungen und zukunftsweisende Impulse ein. Die vielseitigen Perspektiven aus Praxis und Wissenschaft eröffnen neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Rechtsextremismusprävention.
Das Forschungsprojekt RADIS bietet eine Webtalk-Reihe zum Thema "Islamismus – Szenen, Strukturen und Prävention im Wandel?" an. Die jüngsten Anschläge haben die Themen Islamismus und islamistischer Terrorismus erneut in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Durch den Wahlkampf und die aktuellen Ereignisse in Deutschland hat sich die Debatte dabei noch einmal deutlich verschärft. In der öffentlichen Diskussion geht es dabei häufig um die Herkunft, das Alter und die psychische Verfassung der Tatverdächtigen. Aber auch Akteur:innen und Gruppierungen, die gezielt die Radikalisierung – insbesondere junger Menschen – vorantreiben, geraten zunehmend in den Blick.
Darüber hinaus kam es seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza zu einer deutlichen Zunahme von sogenannten pro-palästinensischen Demonstrationen, bei denen teilweise auch islamistische Akteur:innen in Erscheinung traten und antisemitische Narrative verbreitet wurden. Der Krieg im Nahen Osten wirkt dabei als Katalysator: Die schnelle Mobilisierung von Anhänger:innen sowie die gezielte Instrumentalisierung des Nahostkonflikts verdeutlichen die anhaltende Präsenz islamistischer Strömungen, sowohl auf Social Media als auch in analogen Sozialräumen.
Die Webtalkreihe beleuchtet diese Aspekte aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit Expert:innen aus Wissenschaft, Prävention und politischer Bildung wird diskutiert, wie extremistischen Ideologien entgegengewirkt und konstruktive Alternativen geschaffen werden können. Die nächste Veranstaltung ist am 11. März 2025 (16-17.30 Uhr) zum Thema "Antisemitismus, Protest und Propaganda" mit Cemal Öztürk (Universität Duisburg-Essen) und Anja Schmidt-Kleinert (Philipps-Universität Marburg).
Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober ist es in ganz Deutschland vermehrt zu antisemitischen Angriffen gekommen – auch an Hochschulen. Nordrhein-Westfalen hat deshalb ein gemeinsames Schulungs- und Weiterbildungsangebot für Hochschulangehörige zu den Themen Nahostkonflikt, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit eingerichtet, das unter dem Titel „IBAS – Israelbezogenem Antisemitismus an Hochschulen entgegentreten“ gestartet ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Kunst- und Musikhochschulen sollen so weiter befähigt werden, Antisemitismus zu erkennen, ihm gezielt entgegenzutreten und Betroffenen zu helfen.
Konzipiert und organisiert wird das Fortbildungsangebot vom Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Aachen und Köln in Zusammenarbeit mit der „Hochschulübergreifenden Fortbildung NRW“ an der FernUniversität Hagen.
Das Wissensnetzwerk Rechtsextremismusforschung bietet zusammen mit dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung am 06. März 2025 um 14 Uhr ein Webinar "Die neuen Stammwähler*innen: Protest und inhaltliche Kongruenz bei Unterstützer*innen rechtspopulistischer Parteien" mit einem Vortrag von Marcel Lewandowsky (Universität Mainz) und einem Vorwort von Beate Küpper (Hochschule Niederrhein) an.
Die Ursachen für die elektorale Unterstützung rechtspopulistischer Parteien ist Gegenstand zahlreicher akademischer, aber auch öffentlicher Debatten. Oftmals halten sich dabei hartnäckig Deutungen, welche die Wahl der Rechtspopulisten als Ergebnis von Protestorientierungen sehen, weniger jedoch als Nachfrage nach ihrem ideologischen Angebot. Obschon Anti-Establishment-Haltungen für die Unterstützung der Rechtspopulisten eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich, dass die Wahl von Parteien wie der FPÖ, der AfD, der ungarischen Fidesz oder der niederländischen PVV sich vor allem aus inhaltlicher Übereinstimmung in der Migrationsfrage sowie populistischen oder autoritären Einstellungen zur Demokratie erklärt. Empirische Befunde legen nahe, dass diese Unterstützung nicht kurzfristig ist, sondern auf eine langfristige Entfremdung von den etablierten politischen Parteien, teilweise auch der Demokratie selbst zurückgeführt werden kann. Dabei scheint sich im rechtspopulistischen Wählermilieu eine Entwicklung abzuzeichnen, die den langfristigen Trends, die bei den etablierten Parteien beobachtet werden können, entgegenläuft: Während die Stammwähler*innenschaft der etablierten Parteien abschmilzt, zeichnen sich die Wähler*innen der Rechtspopulisten durch eine besonders hohe Loyalität gegenüber ihrer Partei aus. Der Vortrag wird darlegen, wie diese Herausbildung eines rechtspopulistischen „Stammwähler*innenmilieus“ erklärt werden kann und welche Konsequenzen sich daraus für den Parteienwettbewerb im europäischen Vergleich ergeben.
Das Webinar ist Teil der Vortragsreihe „Wi-REX meets IKG Forum“, in dem die Phänomene Rechtsextremismus und Rechtspopulismus aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Weitere Termine finden Sie im nachstehenden Link.
Vom 17. bis 30. März 2025 finden in Gelsenkirchen die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Damit beteiligt sich Gelsenkirchen mit einem vielfältigen Programm an den bundesweiten Aktionswochen. In diesem Jahr laden über 56 Veranstaltungen von rund 46 Veranstaltern dazu ein, sich mit den Themen Rassismus, Demokratie und Menschenrechte auseinanderzusetzen. Das Programm umfasst Workshops, Vorträge, Filmvorführungen, Theaterstücke, kreative Mitmachaktionen, interkulturelle Kochabende und sportliche Events, die sowohl zur Aufklärung beitragen als auch Begegnung und Austausch ermöglichen.
Hinter den Veranstaltungen stehen Wohlfahrtsverbände, Bildungseinrichtungen, kommunale Akteure, zivilgesellschaftliche Initiativen, Kunst- und Kulturschaffende sowie Sportvereine. Besonders hervorzuheben ist die breite Beteiligung verschiedenster Akteur*innen – von der AWO, Caritas, VHS und dem Deutschen Roten Kreuz über Schulen, die Kunstschule Gelsenkirchen und das Institut für Stadtgeschichte bis hin zu Schalke 04. Das vollständige Programm sowie alle Veranstaltungsdetails finden Sie in einer Broschüre, die auch online einsehbar ist.
„Seit zehn Jahren setzen sich viele engagierte Bielefelderinnen und Bielefelder für ein offenes und diskriminierungsfreies Bielefeld ein. (…) Gerade in Zeiten politischer Herausforderungen ist es enorm wichtig, aktiv gegen Rassismus einzutreten und für eine gerechte Gesellschaft einzustehen. Demokratie lebt von Teilhabe, von Mitgestaltung und Diskussionen! Mit den Aktionswochen schaffen wir ein Forum, wo dieses möglich ist.“ Pit Clausen (Oberbürgermeister Stadt Bielefeld), Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (Präsidentin Hochschule Bielefeld), Prof. Dr. Angelika Epple (Rektorin Universität Bielefeld) – Schirmherr*innen der Bielefelder Aktionswochen gegen Rassismus
Bei den diesjährigen 10. Bielefelder Aktionswochen lädt das Bielefelder Netzwerk rassismuskritischer Arbeit mit über 60 Veranstaltungen dazu ein, sich kritisch mit verschiedenen Formen von Rassismus auseinanderzusetzen. Informationen zu den Aktionswochen finden Sie im Programmflyer. Im Veranstaltungskalender finden Sie zudem alle interessanten Aktionen, Workshops und Vorträge sowie Kunst- und Kulturangebote zum Thema. Die Aktionswochen gegen Rassismus werden veranstaltet vom Netzwerk rassismuskritischer Arbeit. Die Koordination erfolgt im Kommunalen Integrationszentrum.
Unter dem Motto der diesjährigen Aktionswochen „Menschenwürde schützen“ finden auch im Kreis Paderborn vom 17. bis 30. März 2025 zahlreiche Veranstaltungen statt. Das Programm bietet Workshops, Konzerte, Ausstellungen, Talks und Lesungen. Organisatorinnen und Organisatoren der Aktionswochen im Kreis sind das DemokratieBüro „Vielfalt lieben“ und ADA Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit im Caritasverband Paderborn.
Landrat Christoph Rüther betont in seinem Grußwort die Bedeutung der Gemeinschaft und die Gestaltungsmöglichkeiten: "Lassen Sie uns diese Aktionswochen nutzen, um Bewusstsein zu schaffen, Vorurteile abzubauen und Solidarität zu zeigen. Jeder von uns trägt die Verantwortung, aktiv gegen Rassismus einzutreten und die Menschenwürde zu schützen. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft gestalten, in der Vielfalt als Bereicherung gesehen wird und jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit respektiert wird."
ADIRA (Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus) bietet am Mittwoch, 19. März 2025 von 13 bis 16 Uhr einen Online-Workshop "Antisemitismus und Rassismus – Gemeinsamkeiten und Unterschiede" an. Der Workshop richtet sich an Pädagog*innen, Fachkräfte der Jugend- und Bildungsarbeit, Multiplikator*innen aus Vereinen, Verbänden und staatlichen Institutionen sowie Interessierte und findet im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Referent*innen: Micha Neumann und Sofia Sboui von ADIRA, der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit mit dem Schwerpunkt Antisemitismus in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Dortmund.
Rassismus und Antisemitismus werden nicht selten in einem Atemzug genannt. Das ist nicht überraschend, sind beides doch Ideologien der Ungleichwertigkeit – die sich allerdings in einigen Punkten voneinander unterscheiden. Auch gesellschaftspolitische Debatten der jüngeren Vergangenheit rückten den Blick auf das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus, so z.B. zur Erinnerung an die Shoah und koloniale Verbrechen oder auch im Zuge des israelisch-palästinensischen Konflikts. Dabei wurde sichtbar, dass die notwendige Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus auch dazu genutzt wird, Antisemitismus zu relativieren oder den Staat Israel zu dämonisieren. Auf der anderen Seite wird die Kritik am Antisemitismus in einigen Fällen rassistisch instrumentalisiert. Gleichzeitig nehmen die Zahlen von antisemitischen und rassistischen Vorfällen zu.
Wie lassen sich beide Begriffe also theoretisch und praktisch fassen, ohne das Eine gegen das Andere auszuspielen? Im Workshop soll für die Merkmale und Erscheinungsformen des Antisemitismus und dessen spezifische Funktionen sensibilisiert werden. In praktischen Übungen werden die Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Antisemitismus und Rassismus herausgearbeitet und Spannungsfelder beleuchtet. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden für ihre Praxis eine antisemitismus- und rassismuskritische Haltung entwickeln können. Die Teilnahme ist kostenfrei. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Wir weisen darauf hin, dass in dem Workshop antisemitische und rassistische Darstellungen gezeigt und in kritischer Absicht besprochen werden.
Anmeldung: Da die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt ist, ist eine Anmeldung bis zum 17. März 2025 mit Angabe des Namens sowie ggf. der Institution per Mail unter kontakt@adira-nrw.de notwendig. Eine Anmeldung ist erst mit Bestätigung gültig. Die Zugangsdaten werden rechtzeitig vor dem Workshop zugesendet. Der Workshop findet online via Zoom und ab einer Mindestanzahl von 8 Personen statt.
Seminar "Rechtsextreme Einflussnahme im Naturschutz"
Benjamin Kerst (FORENA) ist der Referent des Seminars "Rechtsextreme Einflussnahme im Naturschutz: Erkennen, reagieren und die Gemeinschaft stärken", das der NABU-NRW am 29. März 2025, 11 bis 15h im NABU-Naturschutzstation Münster (Westfalenstraße 490, 48165 Münster) anbietet. Ein weiterer Termin ist für den 17. Mai 2025 in Düsseldorf geplant.
Im Seminar wird zunächst ein grundlegender Überblick über das Themenfeld Rechtsextremismus gegeben und der historische Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Naturschutzbewegung aufgezeigt. Daran anschließend wird dargestellt, wie sich Rechtsextremisten im Bereich Naturschutz und Ökologie positionieren und versuchen Einfluss auf Naturschutzverbände- und initiativen zu nehmen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Teilnehmenden entsprechende Einflussnahmen und erkennen und auf rechtsextreme Argumente reagieren können.
Die öffentliche Debatte über Rechtsextremismus konzentriert sich häufig auf deutsch-nationalistische Ausprägungen, während rechtsextremistische Ideologien in internationalen Communities, wie die der „Grauen Wölfen“, häufig unbeachtet bleiben. Diese Bewegung spricht gezielt Jugendliche an und verstärkt gesellschaftliche Spannungen, insbesondere unter Communities mit internationaler Geschichte, wodurch die demokratischen Werte des Grundgesetzes gefährdet werden. Die betroffenen Gruppen erleben oft Diskriminierung und Ausgrenzung, was die Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema unterstreicht.
Ziel des Fachtags am 2. April 2025 in Düsseldorf ist es, die aktuellen wissenschaftlichen Befunde und Entwicklungen zu diskutieren, die bestehenden Bedarfe zu identifizieren, die Präventionsangebote zu dieser Thematik zu analysieren und gemeinsam mit Fachkräften aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Sicherheitsbehörden praxisnahe Strategien zu entwickeln, um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen. Der Fachtag richtet sich an Multiplikatoren sowie an Fachkräfte, die in Schulen, Beratungseinrichtungen, Verwaltungen und Vereinen mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.
Die Anmeldemöglichkeit sowie Informationen zu Programm und Unterkunft finden Sie im Flyer sowie auf der Tagungswebsite.
Save-the-Date: Am 07.05.2025 findet die Digitale BNE-Werkstatt NRW zum Thema "Rechtsextremismus als Herausforderung für Umweltbildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung" statt. Seit einigen Jahren haben Rechtsextreme den Umwelt- und Naturschutz und somit auch die Umweltbildung als Betätigungsfeld für sich entdeckt. Sie sehen darin eine Möglichkeit, ihre Ideologien salonfähig zu machen. Dies stellt eine Herausforderung für die Akteur:innen aus Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung dar. In dieser Digitalen BNE-Werkstatt NRW geht es um mögliche Lösungswege und Ansätze, sich selbst resilient gegenüber den Belastungen des Rechtsrucks zu machen.
Die Veranstaltungsseite befindet sich gerade im Aufbau, bleiben Sie über die Werkstatt-Post immer auf dem aktuellen Stand! Die Digitale BNE-Werkstatt NRW ist ein Kooperationsformat der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW.