der Herbst steht vor der Tür und mit ihm auch ein bunter Strauß an Fachtagungen, Fortbildungen und weiteren Veranstaltungen in einer prall gefüllten Ausblick-Rubrik. Verschwörungsmythen, die Schnittflächen von Antisemitismus- und Rassismuskritik, Meinungsklima und neue Konflikte - die Themen sind vielfältig und das Angebot groß. Wir freuen uns über eine aktive Zivilgesellschaft in Nordrhein-Westfalen und ganz besonders darüber, dass Sie unseren Newsletter zur Bewerbung Ihrer Angebote so gut wahrnehmen.
An dieser Stelle sei uns ein Hinweis auf unsere eigene Landesdemokratiekonferenz 2023 erlaubt: Am 16. November 2023 haben Sie im Hilton Hotel erneut die Möglichkeit auf einer Projektmesse Ihre Angebote vorzustellen und sich mit anderen Akteur*innen auszutauschen. Das Thema der diesjährigen Konferenz lautet: "Rechtsextreme Dynamiken, Rassistische Kontinuitäten - Forschungsperspektiven und Gegenstrategien im Diskurs". Eine Einladung mitsamt Anmeldemöglichkeiten wird Ihnen in den nächsten Wochen zugehen.
Foto: Vlada Karpovich, pexels
Medien
Abschlussbericht des “Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit”
Ende Juni wurde der Abschlussbericht des “Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit” (UEM) veröffentlicht, der aktuelle und umfangreiche Analysen zu antimuslimischem Rassismus in Deutschland sowie tiefgreifende Handlungsempfehlungen liefert. Der UEM hat in einer Arbeitsphase von zweieinhalb Jahren konkrete Problemlagen der Muslimfeindlichkeit in wichtigen Bereichen von Politik, Bildung, Medien, Kultur, Justiz, Verwaltung und Alltagsleben identifiziert, analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Neben einer Bestandsaufnahme von Erkenntnissen lag ein Schwerpunkt der Arbeit in der Ausleuchtung bislang nicht ausreichend erforschter Bereiche durch Studien und Hearings mit relevanten Akteur*innen.
Der Bericht stellt fest, dass antimuslimischer Rassismus eine gesellschaftliche Realität und ein Querschnittsphänomen darstellt und weitreichende und strukturelle Veränderungen notwendig sind, um ihn nachhaltig zu bekämpfen. Zur Entgegnung und Prävention von Mulsimfeindlichkeit auf "allen staatlichen und gesellschaftlichen Ebenen" benennt der Bericht zwanzig Handlungsempfehlungen.
Ergänzt wird der Bericht durch das erste zivilgesellschaftliche Lagebild Antimuslimischer Rassismus des Kompetenznetzwerks Islam- und Muslimfeindlichkeit. Dort wurden für das Jahr 2022 durchschnittlich mehr als zwei antimuslimische Vorfälle pro Tag in Deutschland erfasst.
ANDERSWELT – Eine Reise ins Dunkel der Rechten Medien
Wie verändert sich das eigene Denken, wenn man sich ein halbes Jahr ausschließlich aus rechten Medien informiert? Ein Bericht der beiden Journalisten Hans Demmel und Friedrich Küppersbusch aus der „Anderswelt“ über die schleichende Aushöhlung unserer Demokratie.
Die mehrfach ausgezeichneten Medienmacher lesen aus ihrem von der Bundeszentrale für politische Bildung verlegten Werk und schildern ihre persönlichen Erfahrungen mit der wachsenden rechten Medienszene. Während die klassischen Printmedien von FAZ bis Spiegel an Auflage verlieren, legen die rechten Publikationen seit mehreren Jahren zu. Rechtes Gedankengut sickert immer mehr in die Mitte der Gesellschaft und wird attraktiv für Bürger, die sich lange ganz anders verortet haben. Diskutieren Sie mit den beiden Medienprofis die Auswirkungen auf unser demokratisches Gemeinwesen.
In einem »Selbstversuch« hat sich Hans Demmel ein halbes Jahr ausschließlich die Lektüre und die Videos rechter Publikationen verordnet, Tagebuch geführt und den Einfluss auf sein Denken festgehalten. Friedrich Küppersbusch liefert dazu den Faktencheck und die notwendigen Hintergrundinformationen: Wer sind die Stammleser, wie werden neue Leser, User, Seher angezogen? Wer finanziert diese Publikationen? Und wie kommt es, dass einst als seriös anerkannte Journalisten die rechte Publizistik prägen? Aus einer Mischung von Tagebuch, Dokumentation, Reportage und Interviews entsteht ein Einblick in eine Szene, die in ihrem Gefährdungspotential für die Demokratie nicht nur unbekannt ist, sondern sträflich unterschätzt wird.
Trennlinien und Schnittflächen - Antisemitismus und Rassismus in der politischen Bildung
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt am 23. Oktober 2023 zu einer Fachtagung in Köln ein:
"Für politisch Bildende gewinnt die Frage nach einer angemessenen Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus zunehmend an Bedeutung. Im Umgang mit beiden Phänomenen hat es in den letzten Jahren einige Umbrüche und neue Perspektiven gegeben: Auf der einen Seite setzt sich auch in der politischen Bildung durch, Antisemitismus nicht mehr unter den Begriff Rassismus zu subsumieren, sondern diesen als eigenständiges Phänomen zu begreifen. Auf der anderen Seite gibt es eine vermehrte Auseinandersetzung mit historischen Kontinuitäten des Kolonialismus sowie rassistischen Strukturen in unserer Gesellschaft. Trotz dieser positiven Entwicklungen stellen wir fest, dass sich Akteure der verschiedenen Themenbereiche getrennt voneinander professionalisieren. Nicht alle Einsichten scheinen vermittelbar, ein direkter Austausch zwischen Expert*innen der Antisemitismus- und Rassismuskritik findet selten statt. Hier möchten wir mit unserer Tagung ansetzen.
Wir wollen in einer (selbst-)kritischen Auseinandersetzung Errungenschaften aus den Diskursen der Rassismus- bzw. Antisemitismuskritik und -forschung vermitteln, Leerstellen verdeutlichen und
Lücken schließen, um politisch Bildende in ihrer Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus zu unterstützen. Außerdem werden Räume geschaffen, um sich aktiv über neue Formen der politischen Bildung auszutauschen und diese gemeinsam weiterzuentwickeln."
Digitaler Fachtag „Im Namen der Freiheit gegen den Staat?! Die neuen politischen Konflikte in der Bundesrepublik“
Die NRWeltoffen Projektstellen im Regierungsbezirk Köln veranstalten am 20. September 2023 von 10-15 Uhr die dritte Auflage ihres digitalen Fachtags über Zoom:
Individuelle Freiheit stellt spätestens seit der Corona-Pandemie für einige das Maß aller Dinge dar, die es als Gegenpol zu staatlichen Einschränkungen zu verteidigen gilt. Der Wert einer solidarischen Gesellschaft tritt zunehmend in den Hintergrund. Agitiert wird auf Grundlage eines libertär-autoritären Weltbildes, das anschlussfähig für Verschwörungserzählungen ist. Doch: Wo verläuft die Grenze zwischen berechtigter Kritik und Delegitimierung demokratischer Institutionen und wie kann ein resilienter Umgang mit einer radikalen Ablehnung demokratischer Strukturen aussehen?
In der Keynote analysiert Professorin Dr. Beate Küpper die demokratiegefährdenden und rechtsextremen Einstellungen in der „Mitte der Gesellschaft“. Die Workshops bieten Vertiefungsmöglichkeiten zu folgenden Themen an:
Markus Schulze (Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus e.V.): Antidemokratische Tendenzen an Schulen
Team Bildungsstätte Anne Frank: menschenfeindliche Äußerungen in der Verwaltung
Andreas Speit (Journalist, Publizist, Autor): Verqueres Denken – Reichsbewegte und Querdenkende
Katja Jäger (Teamlead Digitale Demokratie im betterplace.lab): Umgang mit inneren Spannungen im Desinformationszeitalter
Antisemitismus – (K)Ein Thema für die offene Kinder- und Jugendarbeit
Antisemitismus ist auch im Jahr 2023 eine überaus reale Belastung und Gefahr für Jüdinnen*Juden. Er bedroht ihre Lebensperspektiven und ist als Angriff auf ihre Menschenwürde sowie die demokratische Kultur eines respektvollen zwischenmenschlichen Miteinanders zu bewerten – und Antisemitismus macht vor der offenen Kinder- und Jugendarbeit nicht Halt. AJS NRW bietet daher am 17. Oktober 2023, ab 10 Uhr in Köln einen Workshop an.
Er ist einsteiger*innenfreundlich konzipiert, praxisorientiert und darauf ausgerichtet, zu informieren, zu sensibilisieren und stark zu machen für den Umgang mit Antisemitismus. Die Teilnehmenden nähern sich interaktiv und gestützt durch Methoden der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit dem Phänomen ‚Antisemitismus‘. Dabei werden die verschiedenen Erscheinungs- und Artikulationsformen des Antisemitismus diskutiert. Über den Einbezug von Erlebnisberichten jüdischer Jugendlicher und junger Erwachsener werden im Anschluss die Erfahrungen dieser in den Mittelpunkt des Workshops gerückt und Handlungsmöglichkeiten diskutiert.
In der zweitägigen Fortbildung der BildungsBausteine e. V. am Donnerstag, 21.09.2023, 9-17 Uhr, und Freitag, 22.09.2023, 9-17 Uhr, in Dortmund sollen gemeinsam Ansätze zum Umgang mit Spannungsfeldern von Antisemitismus- und Rassismuskritik erarbeitet werden: Wie können wir uns konstruktiv und solidarisch mit diesen Spannungsfeldern beschäftigen, um verbindend zu wirken, statt Trennungen und Ausschlüsse zu (re-)produzieren? Die Fortbildung richtet sich an (sozial)pädagogische Fachkräfte und Multiplikator:innen aus angrenzenden Feldern und die Teilnahme ist kostenlos.
Solingen, wir müssen reden - Chancen und Grenzen des Dialogs in Zeiten wachsender Demokratiefeindlichkeit
Angesichts der unübersehbaren Zunahme demokratiefeindlicher Einstellungen sowie der anhaltenden Verbreitung von Verschwörungserzählungen drängen sich verschiedene Fragen auf:
Was sind die Ursachen für diese Entwicklungen?
Wie sieht es aus mit der „wehrhaften Demokratie“?
Wie entstehen Verschwörungserzählungen und was bringt Menschen dazu, an sie zu glauben?
Was kann ich tun, wenn ich Menschen begegne, die Verschwörungserzählungen anhängen?
Und gibt es eine Grenze, an der Dialog trotz aller Bemühungen enden muss?
Dazu werden in Solingen auf einem Fachtag am Dienstag, 26.09.2023, gemeinsam nach Antworten gesucht. Den Auftakt bildet ein Impulsreferat von Katharina Nocun. Im zweiten Teil haben Sie die Möglichkeit, zwischen fünf verschiedenen Themen-Workshops zu wählen. Abgerundet wird der Tag durch ein Podiumsgespräch.
Warum diskutieren wir mit Menschen, die Meinungen vertreten, die wir nicht teilen? Wie diskutieren wir mit ihnen? Welche Erkenntnisse und Schlüsse ziehen wir aus dem Austausch? Diskutieren und tolerieren wir überhaupt noch?
Mit diesen Fragen setzt sich die PfD Herne am 29.09.2023 von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr auf einem Fachtag zusammen mit zahlreichen spannenden Gästen auseinander.