Rechtsextremismusprävention, Rassismuskritik und Antisemitismuskritik in der Hochschulausbildung

Mit Wissen, Struktur und Praxisbezug: Rechtsextremismusprävention, Rassismuskritik und Antisemitismuskritik in der Qualifikation Sozialer Arbeit

Seit April 2022 setzt der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / Neonazismus (FORENA) mit dem Projekt [ˈmoːlə] die Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes für ein systematisch abgestimmtes Lehrangebot für Studierende im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit / Sozialpädagogik an der Hochschule Düsseldorf (HSD) um. Projektpartner:innen sind das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfale IDA-NRW und die Kölnische Gesellschaft-für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

In dem auf rund drei Jahre geplanten Pilotprojekt (2022 bis 2024) werden theorie- und anwendungsbezogenes Fachwissen zu Rechtsextremismus, Neonazismus und zu Strukturen, Akteur:innen und Formen von Ideologien und Praxen der Ungleichwertigkeit zusammengebracht mit dem am Forschungsschwerpunkt FORENA, an der Hochschule Düsseldorf und in den Praktiker:innen-Netzwerken gewachsenen Wissen über die spezifischen Herausforderungen und Spannungsfelder – in der Sozialen Arbeit und den Fachberatungsstellen.

In mindestens vier Hochschulsemestern (Wintersemester 2022/2023 bis Sommersemester 2024) entwickelt und erprobt das Projektteam von FORENA und den Fachkolleg:innen der Projektpartner:innen eine Reihe systematisch abgestimmter Lehrangebote. Diese sind entlang der Themenschwerpunkte Rechtsextremismusprävention, Rassismuskritik und Antisemitismuskritik aufgebaut. Schnittstellen und Verschränkungen sowie intersektionale Perspektiven werden eingebunden.

Fachkräfte und Strukturen der Sozialen Arbeit stärken – in allen ihren Handlungsfeldern und so früh wie möglich

Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit sind zentrale Herausforderungen für eine demokratische Gesellschaft. Sie stellen sich gegen eine solidarische Gemeinschaft der Vielen und gegen das Recht auf Unversehrtheit vor Gewalt und Diskriminierung. Darum spielen sie besonders im Praxisalltag von Menschen, die in den Hilfe-, Beratungs- und Unterstützungsstrukturen Sozialer Arbeit tätig sind, eine große Rolle.

Das betrifft alle ihre Handlungsfelder: Von der Senior:innenhilfe, über die (Berufs)Schulsozialarbeit bis zur aufsuchenden Soziale Arbeit im Stadtteil, in der Unterstützung von Menschen mit Behinderung, der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bis hin zur beratenden und begleitenden Unterstützung im Kontext von Flucht und Asyl. Es gibt wohl keinen Arbeitsbereich der Sozialen Arbeit, in dem das Thema nicht vorkommt und Auswirkungen auf den professionellen Alltag von Sozialarbeiter:innen hat.

Soziale Arbeit wird als ein Schlüsselfeld gesehen, um diesen Herausforderungen präventiv oder anlass- bzw. fallbezogen zu begegnen. Sie übernimmt seit vielen Jahren die anspruchsvolle und voraussetzungsreiche Aufgabe, Hilfe, Unterstützung und (Auf-)Klärung in der Begegnung und Auseinandersetzung mit Ideologien und Praxen der Ungleichwertigkeit zu leisten – Tendenz steigend. Zugleich sind Fachkräfte der Sozialen Arbeit nicht selten und in besonderem Maße selbst Ziel rechter Angriffe. Auch im Alltag ihrer Einrichtungen begegnen sie Rassismus oder Antisemitismus, als betroffene Mitarbeitende, unter Kolleg:innen oder in ihren Trägerstrukturen, mit und gegen Klient:innen und Ratsuchende.

Gewachsen aus dem anhaltend hohen und größer werdenden Bedarf sind in den vergangenen Jahrzehnten zugleich Fachberatungsstellen entstanden, um in diesem Themenfeld Beratung und Unterstützung anbieten zu können. Das sind beispielsweise Opferberatungseinrichtungen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (in NRW die Opferberatung Rheinland und BackUp NRW), Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus (etwa die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW), Fachstellen der Distanzierungs- und Ausstiegsberatung (wie NinA NRW) oder Antidiskriminierungsbüros (in NRW die Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit). Als unabhängige Einrichtungen der Fachberatungslandschaft sind sie mit ihrer Expertise inzwischen ebenso etabliert wie unentbehrlich. Es bleibt also fortdauernde Aufgabe, diese Strukturen zu stärken. Auch in diesem Beratungsfeld besteht ein Fachkräftebedarf aus dem Professionskontext der Sozialen Arbeit.

[ˈmoːlə] – vom Modellformat zur Perspektive

[ˈmoːlə] greift diese vielschichtigen Entwicklungen und Bedarfe auf.

Aus den im Modellprojekt der Hochschule Düsseldorf gewonnenen Erfahrungen zu den Voraussetzungen und Vorteilen einer gelingenden strukturierten Lehre sollen Ideen für deren Verankerung in die Regelstrukturen der Hochschulqualifikation abgeleitet werden. Systematisch abgestimmte und fortlaufend angebotene Lehrveranstaltungen werden ein Baustein sein, künftige Sozialarbeiter:innen auch mit Blick auf die Themenschwerpunkte Rechtsextremismusprävention, Rassismuskritik, Antisemitismuskritik und Umgang mit Ideologien der Ungleichwertigkeit in ihrer Handlungssicherheit zu stärken. Sie werden damit auf die berufliche Praxis in Alltag und krisen- oder fallbezogenen Situationen vorbereitet, erhalten Kenntnisse von Verweisstrukturen und Unterstützung in ihrer professionellen Identität und Persönlichkeit.

Gefördert und unterstützt wird das »Modellprojekt Lehrkonzept« von der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus in NRW (LKS NRW), aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundesprogrammes Demokratie Leben!

Ausführliche Informationen unter: www.forena.de/lehrkonzept

Logo des Modellprojekts Lehrkonzept

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